Roboter kommen nicht in den Himmel

Wider den Schein

Prof. An Wen ist außerordentlich überrascht, als er die Arbeit der jungen Studentin liest. Der Titel „Verborgene Unsichtbarkeit“ ließ ihn alles andere als eine spannende neurologische Abhandlung vermuten. Dies empfindet er um so erstaunlicher, als er darüber nie lehrte.

Als die in seine Sprechstunde bestellte Studentin das Zimmer betritt, fragt er überrascht: „Kann ich Dir helfen?  Du hast dich – wie ich sehe – ganz offensichtlich verlaufen!

Das junge Mädchen schüttelt verlegen den Kopf: „Nein, nein, Sie haben mich doch gebeten, in Ihre nächste Sprechstunde zu kommen!“

An Wen reagiert äußerst überrascht: „Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie für eine Schülerin gehalten habe!“ Marie lächelnd: „Das bin ich gewöhnt. Das geht Ihren Kollegen genauso. Das ist nicht schlimm. Das liegt an meinem Alter! Ich bin vor einer Woche aber schon sechszehn geworden!“

Nun geht An Wen auf die Arbeit der hochbegabten jungen Studentin ein. „Darf ich fragen, welche Fächer Sie studieren?“

„Ich studiere Philosophie, Mathematik und Kybernetik! Warum fragen Sie?“

„Mich hat Ihre Darstellung sehr überrascht!

Das, was Sie vorstellen, ist so einfach wie genial“

 

 

Gedankenlabor

Prof. An Wen ist hoch erstaunt über das methodische Vorgehen Maries: „Marie Insight. Wie kamen Sie auf die Idee, das neuronal systemische System des Gehirns als neutonale Gesellschaft darzustellen? Es erscheint mir sogar beinahe so, als könnten Sie das sogar selbst so wahrnehmen und beobachten!“

„Marie errötet sichtlich und gesteht verlegen: „Herr Professor, das habe ich nicht selbst entdeckt, sondern geträumt und gleich aufgeschrieben.

Aber ich habe auch eine sehr wichtige Entdeckung gemacht! Und es blitzt in ihren Augen, als sie stolz feststellt: „Die Vernunft verfügt über die Fähigkeit, nach innen zu leuchten! Ihr inneres Licht beleuchtet nicht nur das Bewusstwerden, damit wir dieses wahrnehmen und beobachten können, sondern auch die neutonale Werkstatt des Denkens!“

Prof. An Wen fragt leicht ironisch nach: „Und das haben Sie alles geträumt?“

„Aber nein doch!“ lacht die Studentin, „Das ist mir auf dem Weg zur Uni eingefallen, als ich darüber nachgrübelte, wie sich das alles beweisen lässt!“

An Wen unterbricht sie. „Das habe ja voller Erstaunen bereits in Ihrer Arbeit lesen können!

Sie definieren dort Gedankenlabor als Methode des systemischen Reflektierens auf Bewusstwerden. Und Sie haben ja bereits ein Computerprogramm entwickelt, das dieses simuliert.

Ich bin natürlich sehr neugierig, diese Simulation erproben zu können!“

 

Besuch im Labor

Überrascht nimmt Professor durch seine 12D-Computer-Brille zunächst ein Koordinatensystem wahr. Aber als er seine erste Frage stellt, „Was soll das?“, wird diese grafisch vektoriell abgebildet. Ein Pfeil bewegt sich wie zufällig auf dem Monitor, und er hört durch den Kopfhörer eine Stimme „Sie suchen das Wesentliche, wissen aber eigentlich nicht, was das sein soll! Sie sollten schon genauer fragen bitte!“

An Wen konkretisiert sein Anliegen: „Wo befinde ich mich hier eigentlich?“

Auf dem Monitor erscheinen nun vor einer Kulisse zwei gleichsam tanzende Pfeile. Die Kulisse inszeniert den Aufriss eines Regelkreises, dessen Inputverweis grell rot blinkt.

Und die Stimme erklärt: „Sie befinden sich vor dem Eingang zum Gedankenlabor!“ Erschrocken nimmt An Wen wahr, wie ein Bild der Haustür seines Elternhauses unter der Regelstruktur hervorscheint, und er versteht, dass das Programm sein Elternhaus u.a. als Gedankenlabor versteht.

Voller Neugier instruiert An Wen das Programm: „Ich möchte diese Haustüre öffnen!“

Der Monitor zeigt erneut das Koordinatensystem, und die Stimme warnt ihn, keine emotional aufgeladenen Wörter zu benutzen.

„Zu Ihrer Information:

 

Modalverben sagen Ihnen, auf welche Art und Weise etwas getan wird, also wie etwas getan wird. Macht ihr es gerne? Oder macht ihr es nicht gerne?

 

Macht ihr es freiwillig oder nicht freiwillig? Modalverben sind: dürfen, können, mögen, müssen, sollen und wollen.

 

Also vermeiden Sie bitte Modalverben!“

An Wen korrigiert sich: „Öffne die Haustür!“ Und tatsächlich öffnet sich diese Tür und ermöglicht An Wen einen Blick ins Treppenhaus. Sein Blick tastet sich die vier steinernen Stufen hoch, um dann die Schilder an den Wohnungstüren zu lesen. Voller Neugier klickt er auf die Klingel de Familie Fecht. Und nach kurzer Zeit öffnet ihm Frau Fecht die Tür und erkundigt sich nach seinem Namen und Anliegen. Aber statt zu antworten, legt An Wen die Computerbrille ab! Nun ist er überzeugt von jener technischen Objektivation, welche seine Studentin in ihrer Arbeit beschreibt.

 

 

Neuronale Gesellschaft

 Prof. An Wen ist vor allem am mathematischen Hintergrund der Hirnsimulation von Marie Insight interessiert. Also lädt ihn Marie in ihre topologische Werkstaat ein und betont, dass dies eine Premiere sein wird.

Noch nie hatte sie demonstriert, wie das sich selbstorganisierte mathematisierte IVS selbst reflektiert.

Wiederum betrachtet An Wen das Koordinatensystem auf dem Monitor. Aber ihm fällt beim besten Willen nicht ein, wie er agieren könnte. Schließlich versucht er es mit „Frage?“ Nun erscheint auf dem Monitor ein Vektorenbündel, das sich mit weit verzweigten Punkten verbindet und dadurch ein komplexes neuronales Netz entspannt. Zugleich bildet sich dieses kulissenartig als blitzendes Reiz-Aktionen-Impuls-Reaktionen-Muster.

An Wen erkennt die vektoriell topografische Darstellung aller möglichen Fragestellungen. Sein Wort „Frage“ hatte dieses topologische Gebilde ausgelöst.